Die Kandidatin by Constantin Schreiber

Die Kandidatin by Constantin Schreiber

Autor:Constantin Schreiber [Schreiber, Constantin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783455011326
Herausgeber: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH


14

Während Sabah im Kino für kurze Zeit ihren Alltag hinter sich lässt, findet anderswo ein denkwürdiges Treffen statt. Es ist stockdunkel in der flachen Weite von Mecklenburg-Vorpommern. Die Nacht ist wolkenverhangen, der Mond nicht auszumachen. Die einzige Lichtquelle ist ein großes loderndes Lagerfeuer auf dem neu gebauten Marktplatz von Neu-Gotenhafen. Die Szenerie mutet mittelalterlich an, wären da nicht im Schein der Flammen im Hintergrund dicke SUVs zu erkennen.

Noch sind die meisten Gebäude nicht fertiggestellt, aber ein paar mutige Siedler haben sich an dem Ort bereits niedergelassen, darunter eine weiße Familie aus Frankfurt mit vier Kindern. Das jüngste ließ sich am Vortag taufen, Sven Birn war extra gekommen, um die erste Siedlerfamilie bei dem wichtigen Ereignis zu begleiten.

Die Eltern sitzen am Lagerfeuer neben Sven Birn und Nils van Vliet, den beiden Männern, die Neu-Gotenhafen groß machen wollen. Auch Denise hat am Feuer Platz genommen, die Frau, die ein paar Tage zuvor nach Neu-Gotenhafen gekommen ist. Und noch ein Mann sitzt da und blickt still in die Flammen. Alexej ist ganz in Schwarz gekleidet, hat eine Halbglatze. Seine Anwesenheit löst bei den jungen Siedlern Unbehagen aus, sie haben gesehen, wie er, als er in Neu-Gotenhafen ankam, einen dunkelgrauen Alukoffer an Sven Birn übergab, als sie sich bei den Autos begrüßten. Sie scheinen sich schon länger zu kennen, sie reden nicht viel, aber wenn, dann sprechen sie vertraut miteinander. Die jungen Siedler denken, dass es besser ist, nicht zu fragen, was es mit dem Koffer auf sich hat.

»Es geht voran. Sogar schneller, als wir gedacht haben«, prahlt Birn vor versammelter Runde. »Hier oben, in Sachsen und Thüringen, in Bayern, Niedersachsen, Hessen und so weiter. In jeder Landesregierung im Osten, im Bundesinnenministerium, im Bundesfinanzministerium, im Kanzleramt – überall sitzen unsere Leute. Sie lesen mit, sie hören mit, sie schreiben mit. In dieser beschissenen Regierung, die zerfressen ist von den«, Birn macht ein gelangweiltes Gesicht, stößt den Unterkiefer vor und zieht den Vokal in die Länge, um besonders genervt zu klingen, »Guuuten, von den sogenannten Migranten, den Genderweibern, den versifften Linksgrünen, den ewig Korrekten. Dieses ganze Scheißsystem wird bald in sich zusammenbrechen, und dann wird die alte Ordnung wiederhergestellt!«

»Ha!«, sagt Denise hämisch, und das junge Siedlerpaar nickt.

»Bis dahin werden wir unsere Gemeinschaft festigen. Wir werden bereit sein. Gottesfurcht und deutsche Heimat, das sind die Stützen, auf denen sie gründet.«

»Amen«, sagt Denise.

»Das ist alles? Einfach warten?«, fragt Alexej mit russischem Akzent.

»Natürlich nicht nur. Ich versetze dem System mit meinen Nachrichten doch jeden Tag neue kleine Schläge.«

»Das bringt aber leider wenig«, sagt Nils van Vliet. »Ist ja schön und gut, dass du im Netz für Wirbel sorgst, Sven, aber die Anhänger dieser hohlen Islamtussi scharen sich immer mehr um sie. Wenn es so weiterläuft, gewinnt sie die Wahlen! Und dann gute Nacht. Die bauen doch das Land endgültig so um, dass ihr Weißen hier überhaupt nichts mehr zu melden habt. Und dann lassen sie immer noch mehr Kaffer rein, und die nehmen euch eure Jobs weg und eure Frauen und Kinder und euren Boden.«

»Wart’s ab, Nils. Nicht mehr lange, und die ist fällig.



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